Sebastian Osterrieder erblickte am 19. Januar 1864 in Abensberg das Licht der Welt. Obwohl er die väterliche Bäckerei in Abensberg übernehmen sollte, war seine eigentliche Begabung, wie sich früh zeigte, das figürliche Gestalten und Modellieren. Seine Leidenschaft entzündete sich insbesondere an den in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts immer öfter in bürgerlichen Haushalten zu findenden Weihnachtskrippen.

„Den ganzen Tag war ich nicht mehr von den in der Stadt aufgestellten Krippen wegzubringen“, berichtet der Künstler in der Rückschau. Deshalb wurden einige Abensberger Krippenfreunde, etwa der Goldschmied Goldhofer oder der Stadtpfarrer und Bestsellerautor Georg Ott, seine ersten Förderer. So war Sebastian Osterrieder bereits mit sechzehn Jahren als „Krippenwastl“ bekannt und erhielt Aufträge von Geistlichen und Privatleuten. Nach seiner Bäckerlehre und neben seinem Brotberuf absolvierte er bei dem Abensberger Bildhauer Gallus Weber eine Lehre als Steinbildhauer und fertigte dort „zahlreiche Figuren in Stein.“

Nach dem Tode des Vaters zog Osterrieder 1889 nach München, wo er zwei Jahre später in die Akademie der bildenden Künste eintreten konnte. Er schloss 1895 das Studium ab und eröffnete in München sein Atelier. Nach seinem Selbstverständnis war Osterrieder kein Kunsthandwerker, sondern akademischer Bildhauer. Mit der künstlerischen Avantgarde seiner Zeit jedoch – etwa mit dem Blauen Reiter – konnte sich Osterrieder nicht identifizieren, ganz im Gegenteil. Er wandte sich bewusst inhaltlich und formal einer traditionellen künstlerischen Ausdrucksweise zu. Dies sicherte ihm zahlreiche Aufträge aus dem konservativen Bürgertum und von Seiten des Klerus. Kardinal Michael Faulhaber schrieb Osterrieder ins Gästebuch: „Für Meister Osterrieder sind Glaube und Kunst wirkliche Geschwister“. Sowohl seine Monumentalplastiken, egal ob in Rom oder Altötting, vor allem aber seine Weihnachtskrippen fanden großen Anklang.

Osterrieder stellte seine Krippenfiguren in einer von ihm entwickelten, aufwendigen Guss- und Kaschiertechnik her. Als Vorbild dienten ihm neapolitanische und sizilianische Krippen, welche er während seines Studiums im Bayerischen Nationalmuseum kennen gelernt hatte. Er war zudem bereits 1910 mit Unterstützung des Prinzregenten in Palästina, um dort Land und Leute zu studieren. Osterrieder hat über 100 verschiedene Figuren entworfen und gefertigt.

Neben religiösen Werken fertigte Osterrieder – vor allem vor und nach dem 1. Weltkrieg – auch Kriegerdenkmäler, Nagelstelen und patriotische Plastiken, so etwa 1911 das Hoch- und Deutschmeisterdenkmal in Siegenburg. Sebastian Osterrieder starb am 5.6.1932 in München-Schwabing, wo sich auch sein Grab befindet.

Anlässlich seines 150. Geburtstags zeigt das Stadtmuseum Abensberg, das sich im Besitz eines Gutteils seines Nachlasses in Form einer Dauerleihgabe befindet, eine Sonderausstellungen, unter anderem mit Zeichnungen und Plänen für Werke, die noch nie öffentlich zu sehen waren.

Sonderausstellung Sebastian Osterrieder