Offiziell beginnt die Geschichte des Fahrrades im Jahre 1817. In diesem Jahr meldete Karl Freiherr Drais von Sauerbronn eine Laufmaschine, die nach ihm benannte Draisine, zum Patent an. Mit ihr begann das Zeitalter des Individualverkehrs.

2 Laufmaschinen: Nachbau (ca. 1970) nach Drais, in der Vitrine ein österreichisches Modell um 1820
2 Laufmaschinen: Nachbau (ca. 1970) nach Drais, in der Vitrine ein österreichisches Modell um 1820

Politische Umwälzungen, einer verheerenden Naturkatastrophe und steigende Energiepreise ließen dem Forstbeamten Karl Freiherr von Drais keine Ruhe: Er wollte ein neues Fortbewegungsmittel erfinden. Das Ergebnis war eine hölzerne, rund 20kg schwere Laufmaschine, angetrieben mit reiner Muskelkraft. Drais erreichte damit Geschwindigkeiten von über 15 km/h. Damit übertraf er sogar die Reisegeschwindigkeit der Postkutsche und legte den Grundstein des Individualverkehrs. Allerdings stieß die Idee des Freiherrn seitens der Obrigkeit schnell auf Widerstand, Verbote und Warnungen wurden ausgesprochen.

Tretkurbelrad “Micheaux Parisienne”, Paris, Bj. ca. 1870
Tretkurbelrad “Micheaux Parisienne”, Paris, Bj. ca. 1870

Die Draisine – oder das Veloziped, wie man die Maschine in Frankreich nannte – verschwand für fast 30 Jahre in der Versenkung, bis es in den 1860er Jahren zu zwei wichtige Quantensprüngen kam: 1862 fügte Pierre Michaux der Laufmaschine den Antrieb mittels Pedalen hinzu und der Elsässer Eugène Meyers erfand 1868 die Stahlspeichen. Damit begann das Zeitalter der Hochräder. Nun setzte sich Großbritannien an die Spitze der Zweiradentwicklung: Mit Gummibereifung und immer größeren Hochrädern konnten nun Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreicht werden. Das Hochrad war jedoch technisch gesehen eine gefährliche Sackgasse. Aufgrund des hohen Schwerpunktes und der ungünstigen Sitzposition führten selbst kleine Fahrfehler zu verheerenden Stürzen mit schweren Kopfverletzungen.

Die Antwort war das „Safety“ oder Niederrad, welches um 1880 von mehren Konstrukteuren erdacht wurde. Allerdings hatte das „Safety“ – ähnlich wie das Pedelec – zu Beginn seiner Entwicklung den Ruf unsportlich zu sein. Die Presse sah darin ein Gefährt für „ängstliche, nervöse oder ältere Fahrer“ oder schlicht und ergreifend für Frauen. Erst ein illegales Wettrennen, welches John Kemp Starley, der Hersteller des Niederrades „Rover“, auslobte verhalf dem neuen, bis heute vorherrschenden Fahrradtyp zum Durchbruch. Radfahren war am Ende des 19. Jahrhunderts „in“, die Radler trafen sich zu Ausfahrten und gründeten Vereine. In Abensberger waren Stefan Dantscher und Sattler Josef Weber die ersten, die sich um 1882 stählerne Hochräder kauften. Der Kaufpreis schwankte zwischen 500 und 600 Mark. Die erste Abensberger Radfahrerin war Frau Amalia Füger im Jahre 1895.

Amalia Füger, die erste Abensberger Radfahrerin, um 1895
Amalia Füger, die erste Abensberger Radfahrerin, um 1895

Die Ausstellung im Stadtmuseum Abensberg zeigt nicht nur über 30 verschiedene Meilensteine der Fahrradgeschichte, einen kompletten Fahrradladen, sondern auch Zubehör, Vereinsartikel und Werbematerialien rund um den „Drahtesel“.

Rückenwind! 200 Jahre Fahrradgeschichte