„Es war eine liebe Zeit, die gute, alte Zeit vor anno 14. In Bayern gleich gar. Damals hat noch Seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger Monarch, denn der König war schwermütig.“ Viele, die an die Epoche zwischen 1871 und 1914 denken, klingt unweigerlich die Stimme Gustl Bayrhammers aus dem Vorspann des „Königlich Bayerischen Amtsgerichtes“ in den Ohren. Aber ging es in Abensberg auch so beschaulich und wohl geordnet zu wie in den Stücken von Georg Lohmeier? Um das herauszufinden, laden die Schauspieler von Theatrum Urbis und das Stadtmuseum Abensberg zu einem Spaziergang durch das Abensberg des späten 19. Jahrhunderts ein.

Margit Mages und Helmut Achtner von Theatrum Urbis in Aktion!
Margit Mages und Helmut Achtner von Theatrum Urbis in Aktion!

Abensberg im Jahre 1874: oftmals wird die Zeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg – auch Gründerzeit genannt – in der Rückschau als „guade, oide Zeit“ verklärt, in der noch Recht und Ordnung herrschten und ein jeder wusste, wo sein Platz in der Gesellschaft war. „In Wahrheit schlug gerade in dieser Zeit die industrielle Revolution voll auf den Alltag der Menschen durch. Auch Abensberg rückte mit der Eisenbahn näher an den rest der Welt heran und schon wenige Jahre später leuchten in Abensberg Glühbirnen und klingelte das Telefon“, so Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl. „Dem technischen Fortschritt schienen keine Grenzen gesetzt. Nicht umsonst träumte Jules Vernes 1873 schon von einer Reise zum Mond.“ Der Aufbruch in eine neue Zeit schlug sich in einem regelrechten Bauboom nieder. Abensberg wuchs im Grunde erst vor 140 Jahren Abensberg über die mittelalterlichen Stadtgrenzen hinaus.

Die herrschaftlichen Gründerzeitvillen an der Abens auf der einen und die bescheiden Arbeiterhäuser „in der Au“ auf der anderen Seite sind heute noch Zeugnis für den Preis des Fortschritts: der Gegensatz von Arm und Reich vergrößerte sich zusehends. Vormals stolze Abensberger Handwerker kämpften ums wirtschaftliche Überleben, während die Industriebarone dank Maschinen und Lohnarbeit immensen Reichtum anhäufen konnten. Große Teile der Bevölkerung – Handwerker, Bauern und Taglöhner – rutschten ins Elend ab. Die „soziale Frage“ barg nicht nur gesellschaftlichen Sprengstoff, sondern war auch der Treibstoff für die Arbeiter- und Frauenrbewegung.

Auch in Abensberg litten Arbeiter und Taglöhner teils bittere Not. Dramatisch wurde die Lage der Arbeiterfamilien, wenn Mutter oder Vater krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten konnten. Aus diesem Grund gründete sich 1874 in Abensberg der Arbeiter-Kranken-Unterstützungs-Verein, kurz AKUV, der seine Mitglieder im Krankheitsfall solidarisch unter die Arme griff.

Die szenische Stadtführung „Die guade, oide Zeit“ entführt die Gäste in das Abensberg des 19. Jahrhunderts, als Nikolaus Stark in Abensberg seine Bank gründete, mit Dekan Georg Ott ein Bestsellerautor im Abensberger Pfarrhof residierte und in der Max Rößler als Unternehmer und Technikpionier in Abensberg Aufsehen erregte. „Und wie immer erleben die Gäste bei unserer Führungen Geschichte“, so Anna Maria Tuscher-Sauer von Theatrum Urbis. „Wir sind schon richtig gespannt und hoffen, dass unsere neue Führung den Gästen gefällt!“

Termine:

Sonntag, 6. November 2016 • 19.00 Uhr
Samstag, 12. November 2016 • 19.00 Uhr
Sonntag, 13. November 2016 • 19.00 Uhr
Samstag, 19. November 2016 • 19.00 Uhr
Sonntag, 20. November 2016 • 19.00 Uhr

Eintritt:
10,– Euro • Ermäßigt: 8,– Euro
Kinder (ab 6 bis 14 Jahre): 4,– Euro

Karten im Herzogskasten, bei der Buchhandlung Nagel im Einkaufszentrum oder an der Abendkasse.

Neue szenische Stadtführung: „Die guade, oide Zeit“