Margarete Lehmann wurde in Abensberg geboren. Ihr Vater Erich war Landschaftsarchitekt und ermöglichte ihr ein Kunststudium in Italien. Sie erlernte anschließend das Holzbildhauerhandwerk in Berchtesgaden und vervollständigte ihre Ausbildung im Anschluss in München. Zurück in Abensberg stellt sie erstmals ihre Werke der Öffentlichkeit vor. Während einer Kreuzfahrt nach Südamerika kam sie in Kontakt mit Ecuador, einem Land, welches sie in der Folge nicht mehr los ließ. Kurze Zeit später besuchte sie ihre Schwestern dort und wollte eigentlich nur für drei Monate dort bleiben. Daraus wurden bis heute über vier Jahrzehnte.
Die in Abensberg zu sehenden Arbeiten von Margarete Lehmann sind klar von den Protagonisten der klassischen Moderne inspiriert. In ihren Zeichnungen und Gemälden finden sich Anklänge an Pablo Picasso und Georges Braque, ihre Skulpturen sind angelehnt an Werke von Alberto Giacometti und Henry Moore. Mit Moore hat Lehmann gemein, dass es sich in ihrem Werk fast alles um Frauen dreht: Frauen alleine, Frauen mit Kindern, Frauen und ihre Liebhaber, Frauen in Gruppen, tanzende Frauen, Frauen, die reizen, einsame Frauen und Frauen, die einfach nur sind.
Grob lassen sich die dargestellten, meist nackten Leiber in athletisch-tänzerische und üppig-ruhende unterscheiden. Das deutsche Wort „üppig“ gibt jedoch nur unzureichend wieder, was der eine Teil von Lehmanns Frauenbilder ausstrahlt. Es ist weniger die voluptöse, erotische Üppigkeit, welche neuerdings durchaus wieder Konjunktur hat, sondern viel mehr eine entspannte, ungenierte Üppigkeit, welche die dargestellten Körper kennzeichnet, gänzlich konträr zur gegenwärtigen medialen Inszenierung von weiblichen Körpern.
Lehmanns athletisch-tänzerischen Frauenfiguren nahmen hren Anfang in einer Ballerina, welche der Künstlerin mit schmaler Taille und kräftig-muskulöse Oberschenkeln vor Jahrzehnten Modell stand. Diese Provenienz schlägt sich auch in der von Lehmann gewählten Darstellung nieder: Die Frauengestalten sind erstarrt und haben sich unbeweglich, in modellhafte Posen geworfen. Lehmann hat im Laufe ihres Schaffens diese Idee überhöht und zeigt in den vorliegenden Arbeiten diese Tänzerin als ein Mischwesen, halb Gliederpuppe, halb Mensch, die Gesichter maskenhaft, darauf wartend, dass ein Puppenspieler ihnen Leben einhaucht. Der blasse Teint unterstreicht diese Wirkung zusätzlich. (Figuren-)Theater und Masken finden sich ebenfalls in Lehmanns gezeigten Tuschezeichnungen wieder, in welchen die Künstlerin auch ihre Affinität zum Theater zum Ausdruck bringt.
Die Ausstellung ist bis zum 12. Mai 2014 im Aventinum zu sehen.