Das Stadtmuseum Abensberg freut sich sehr über einen Neuerwerb, der Geschichtsvermittlung spannend und begreifbar macht: eine originalgetreue Rüstung eines Legionärs aus der Römerzeit! Von den Schuhen bis zum Helm würde diese Ausstattung locker den Preis eines Kleinwagens übertrumpfen. Da aber der bisherige Eigentümer Heribert Schmid ein Abensberger ist, der während seiner Referendarszeit auch hier unterrichtete, kam ein Kontakt zu Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl zustande – und dank der Spenden der Raiffeisenbank Bad Gögging und von Bürgermeister Dr. Uwe Brandl ist die Legionärs-Ausrüstung nun im Eigentum der Stadt Abensberg.

Entstanden ist die Ausrüstung im Rahmen eines universitäre Projektes – im Jahre 2008 zogen Legionärsrüstungen eingekleidete Studenten der Universität Regensburg südlich von Wien los; insgesamt 550 Kilometer legten sie zurück, in Ledersandalen und mit über 30 Kilogramm schweren Rüstungen. „Das war im August“, so Heribert Schmid, der damals mit dabei war. Nicht nur die Rüstung war originalgetreu – auch das Essen, so hatten es sich die Studenten auferlegt, und der Tagesrhythmus waren an die Legionäre des 3. Jahrhunderts nach Christus angepasst. „Es war hart, und das Essen mehr als gewöhnungsbedürftig.“ Schmid kann da mit erheiternden Geschichten in der Nachschau aus dem Vollen schöpfen; nicht umsonst waren die Studenten in vielen großen Nachrichtenmagazinen, experimentelle Archäologie ist eben auffallend – und auffallend war, so Schmid, auch der Geruch aller Teilnehmer nach kürzester Zeit (sogar die Metallteile oxidierten).
Das ist – war – gelebte Geschichte, Schmid ist heute Referendar, und alle Rüstungsteile natürlich gewaschen und geputzt. Am Donnerstag, 13. August 2015, brachte Schmid seine Rüstung ins Aventinum; Museumsleiter Dr. Tobias Hammerl war die Freude ins Gesicht geschrieben, da nun die Geschichte des römischen Militärs in der Provinz Rätien für die Besucherinnen und Besucher leichter begreifbar wird. „Bei vielen Fundstücken ist ja das Problem für den Laien: was sieht man da eigentlich?“ Umso besser sei es, wenn man anhand einer „exakten Rekonstruktion erklären könne, aus welchem Kontext das Objekt stammt und welche Funktion es hatte“, so Dr. Hammerl weiter.
Der Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Bad Gögging eG, Karl Prohaska, war ebenfalls bei der Präsentation dabei – denn die Raiffeisenbank hat mit 1.500 Euro den Ankauf der Rüstung erst möglich gemacht. Der ebenfalls anwesende Abensberger Bürgermeister Dr. Uwe Brandl hatte dann noch eine Überraschung parat: Er spendet aus den Verkaufserlösen seines neuesten Buches „Pack die Badehose ein…“ 1.000 Euro an das Stadtmuseum, so dass der Ankauf komplett durch Spenden gedeckt ist.
Und so strahlten am Donnerstag wirklich alle Beteiligten um die Wette – Bürgermeister Dr. Brandl, der immer wieder auf die tollen Leistungen seiner Museumsleute verweist, Karl Prohaska, der die Spende bestens angelegt sieht in der musealen Wissensvermittlung, Dr. Tobias Hammerl, der einen weiteren und bedeutenden Baustein im Römer-Angebot hat und Heribert „Bertl“ Schmid, weil er seine Rüstung in seiner Heimatstadt in besten Händen weiß.
Kurz zur (Aus-)Rüstung: Zeitlich ist diese in das 3. Jahrhundert nach Christus einzuordnen, gefertigt nach Funden von England bis Syrien. Das Gesamtgewicht beträgt 35 Kilogramm. Die Hauptbestandteile sind die Lorica Segmentata, ein Spangenpanzer, der Helm vom Typ Niedermörmter, der Scutum, ein rechteckiger Schild, die Hasta genannte Stoßlanze, ein langes Schwert genannt Spatha, ein kurzes Schwert und die Semispatha als Stichwaffe für den Nahkampf, nach einem Fund bei Künzing gefertigt. Als Alltagsmesser mit dabei ist die Sica, in der Legionärstasche sowie ein komplettes Kochgeschirr mit Feldflasche und Töpfchen. Lederschuhe, jeweils mit 94 Nägeln beschlagen, eine Hose aus Schurwolle, eine Tunika, Schal und der Gürtel, das cingulum, bilden die Grundausstattung, ohne die ein Legionär kein Legionär war.
Der Bericht der Mittelbayerischen Zeitung findet sich hier.
Text: Ingo Knott / Tobias Hammerl