HeimatKunstHeimat

Am Mittwoch, den 06.03.2013 um 19:00 Uhr lud das Stadtmuseum Abensberg alle Interessierten herzlich zur Vernissage der Ausstellung „HeimatKunstHeimat“ ein. Die Sonderausstellung zeigt 35 Werke von 23 Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Deutschland, von Plattling bis Bremen. Ergänzend startet in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband bildender Künstler Niederbayern eine virtuelle Ausstellung, die Arbeiten weiterer 28 Künstlerlinnen und Künstler vorgestellt.

Bernd Henkel: Stumme Glocken, Leder, Silikon, Holz, 2010
Bernd Henkel: Stumme Glocken, Leder, Silikon, Holz, 2010

Achtlos hängt das Dirndl an der Wand, als hätte es jemand im Vorübergehen flüchtig über einen Haken geworfen. Hatte es die Besitzerin besonders eilig? Füllte sie das Kleid auch ordentlich aus? Oder turnt sie gar mit dem Besitzer der schludrig hingeworfenen Lederhose im Adamskostüm durch die Betten? Zumindest die Bluse schaffte es fast noch auf den Kleiderbügel. So oder so, die Serie „heimatverlassen“ regt die Phantasie des Betrachters auch jenseits gängiger kunsthistorischer Deutungsmuster an.

Die Werke in der Sonderausstellung „HeimatKunstHeimat“ lösen eine Kaskade an spontanen Assoziationen beim Betrachter aus. Eine tristen Bushaltestelle, prall gefüllte Wadelstrümpfen sind ebenso Versatzstücke von Heimat, wie weit aufgerissene, monströse Nachbarsaugen, die glubschäugig verfolgende Blicke durch Gardinenschlitze auf den Betrachter werfen. „Gott segne unsere Fluren!“ heißt es auf dem Wegkreuz, obwohl diese bei näherer Betrachtung längst vermessen, verplant und zum Golfplatz umgestaltet wurden. Und die blauen, aus Silikon gegossenen Kuhglocken läuten lautlos und erfreuen so das Ohr und das Herz des landlärmgeplagten Neubürgers in der dörflichen Idylle.

Gabriele Stolz: Fremde Heimat II, Zeichnung/Montage, 90 x 120 cm, 2006
Gabriele Stolz: Fremde Heimat II, Zeichnung/Montage, 90 x 120 cm, 2006

Die Bandbreite der gezeigten Werke, die das Stadtmuseum Abensberg zeigt, reicht von hyperrealistischen Fotoarbeiten bis hin zu einer Installation aus Weidenkätzchen, das Verhältnis der Künstlerinnen und Künstler zur Heimat aus. Denn egal, warum die Trägerin ihr Dirndl tatsächlich achtlos an den Haken gehängt hat, die Arbeiten in der Ausstellung „HeimatKunstHeimat“ führen den Besucher auf die Spur seiner eigenen Heimat. (th/sb/fm)

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:

Alfred Böschl, Adlhausen

Hans Dollinger, Rohrbach/Ilm

Martina Dünwald, Köln

Christa Gallert-Zirzow, Rudelzhausen

Gisela Griem, Wenzenbach

Bernd Henkel, Kempten

Hubert Huber, Fürstenzell

Martin Koroscha, Bremen

Patricia Lincke, München

Stefan Link, Kallmünz

Stephanie Löw, Nürnberg

Barbara Lorenz Höfer, Buxtehude

Maria Maier, Köfering

Johanna Obermüller, Pentling

Kirsten Plank, Plattling

Erdmute Prautzsch, Hamburg

Daniela Risch, Essen

Theo Scherling, Haarbach

Peter Schedler, Berlin

Margit Schuler, Windsbach

Gabriele Stolz, München

Babette Ueberschär, Ingolstadt

Reinhold Treffer, Neustadt