„Flügel beschützen, befreien, tragen über Abgründe hinweg. Flügel werden hier zum Symbol für den göttlichen Beistand, zum Symbol auch für eine menschliche Haltung des Vertrauens und des Glaubens. So eine Haltung kann Menschen im wahrsten Sinne des Wortes be-flügeln.“
Dr. Christoph Seidl

Alfred Böschl
Alfred Böschl

beflügelt ist und heißt die aktuelle Ausstellung von Alfred Böschl im Stadtmuseum Abensberg. Nachdem sich der Künstler über Jahre intensiv mit dem Haus, „dem Sinnbild für Heimat und Ursprung“ auseinandergesetzt hat,
steht nun eine weitere archetypische Chiffre im Zentrum seines Schaffens: Flügel. Ganz im Sinne von Carl Theodor Jaspers, bleibt diese Chiffre im wahrsten Sinne des Wortes „in der Schwebe“ zwischen Existenz und
Transzendenz und vermittelt dem Menschen das materiell Unfassbare.

Diese Semantik sicherte dem Flügelmotiv in der sakralen Kunst einen festen Platz. Pars pro toto zeichnen sie handfest die gesamte Ordnung der Engel aus, von sechsflügligen, brennende Seraphim, den chimärenhaften Cherubim über pausbackigen, schmerbäuchigen Putti, bis hin zu den feminin-lieblichen Schutzengeln: beflügelte Sinnbilder der göttlichen Herrlichkeit, die unbesiegbaren himmlischen Heerscharen und die Beschützer der Menschkinder. Böschl konzentriert sich vollständig auf deren sinnstiftendes Zeichen: Flügel.

ZWEI GOLDENE (Ausschnitt), Lindenholz, Blattvergoldung, h 180 cm
ZWEI GOLDENE (Ausschnitt), Lindenholz, Blattvergoldung, h 180 cm

Bemerkenswerter Weise bleibt die Aussage ob dieser Reduktion nicht nur konsistent, sondern wird noch überhöht. Daran ändert auch die „erdige“ Materialität der Werke, Stein, Bronze und Holz, nichts, ganz im Gegenteil. Die farbige Fassung, unendliches Blau, reines Weiß und das Gold des göttlichen Lichtes, verwandelt Irdisches in Himmlisches, Existenz in Transzendenz, Fassbares in Unfassbares. Gleichwohl unfassbar so scheinen Engel dennoch erfahrbar zu sein. In höchster Not wird das Verborgene (offen-)sichtlich, Grenzen überwunden und Unerklärliches wird erklärlich. Somit ist der (Engels-)Flügel irrationaler Antipode unserer vernunftorientierten Gesellschaft, dessen Chiffre nur auf spirituellem Wege entschlüsselt werden kann.

„Flügel sind erhaben, laden zu ehrfürchtigem Staunen ein. Flügel tragen über Abgründe hinweg. Flügel beschützen und schenken Geborgenheit. Flügel beflügeln, schenken neue Möglichkeiten, neue Kraft. Alfred Böschls blaue Flügel haben etwas von all dem. Sie machen nachdenklich, lassen innehalten, stimmen feierlich, sie bewegen. Das kostbare Blau lässt mich daran denken, von wem mir Kraft zum Leben kommt.“

Links: Homepage von Alfred Böschl, Hörfunkbeiträge von Dr. Christoph Seidl