Der 1864 in Abensberg geborene Sebastian Osterrieder gilt nicht nur als Krippenschöpfer, sondern auch als deren Wiederentdecker – um 1800 herum waren Weihnachtskrippen in Bayern nämlich verboten.

Sebastian Osterrieder
Sebastian Osterrieder

Von Schweden bis Mexiko: Sebastian Osterrieders Krippen waren in der ganzen Welt berühmt. Die sogenannte „Kaiserkrippe“, die sich als Dauerleihgabe des Krippenvereins im Stadtmuseum Abensberg befindet, soll dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. gehört haben. Sie zeigt eine Ruine im Renaissance-Stil, vor der das Jesuskind in seiner Krippe liegt.

Die "Kaiserkrippe"
Die „Kaiserkrippe“

Die Osterrieder Technik

Inspiration erhielt Sebastian Osterrieder durch die altneapolitanische und sizilianische Krippenkunst. Zunächst modellierte er die Figuren aus Wachs oder schnitzte sie aus Holz. Von diesen Originalen stellte er Formen her und goss die Figuren in seinem eigens entwickelten „Französischen Hartguß“ aus Hasenleim, Champagnerkreide und Gips. Glieder und Finger verstärkte Osterrieder mit Drähten und steigerte die Ausdruckskraft seiner Figuren mit Glasaugen. Anschließend erfolgte das Kaschieren: dabei werden Stoffe in Leim getaucht und über die Figuren drapiert um sie zu schützen, zu dekorieren und günstige Materialeigenschaften für die Weiterverarbeitung zu erzielen. Nach dem Trocknen wurden die Kleinplastiken unterschiedlich gefasst, was jeder Figur einen individuellen Charakter verlieh. Die Gebäude fertigte Osterrieder aus Holz oder mit Hilfe von Gussformen, die wie die Neapolitanischen Bauten mit Kork bezogen und gefasst wurden. Zusammen mit einem gemalten Hintergrund, der Krippenflora und den Nebenszenen verlieh Osterrieder seinen Kompositionen mit dem eigenen „Osterriederstil“ ihre Unverwechselbarkeit.

Geschichte der Krippe

Eigentlich könnte man den Heiligen Franz von Assisi als „Erfinder“ der Krippe bezeichnen. 1223 stellte er in einer Höhle in der Nähe des italienischen Ortes (?) Greccio lebende Tiere – wie Ochs und Esel – und Menschen um eine Futterkrippe und feierte so die Geburt Jesu. Über das Weihnachtsspiel entwickelten sich allmählich die figürlichen Krippendarstellungen und von den ersten neapolitanischen und sizilianischen Krippen aus schwappte die Idee im späten Mittelalter über ganz Europa. In Deutschland fand die Darstellung der Geburt Jesu im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit, dann klang der Trend „Krippe“ allmählich wieder ab. Erst die Kreativität und neue Technik Sebastian Osterrieders vermochten die figürliche Darstellung der Geburt Jesu wieder zum Leben zu erwecken.